Hochschulzugang primär durch eine berufliche Qualifizierung
Für Personen ohne (Fach-)Abitur besteht die Möglichkeit, einen Hochschulzugang nicht nur aufgrund der beruflichen Qualifizierung, sondern auch durch das Ablegen einer Begabtenprüfung zu erhalten. Im Jahr 2022 haben 1.138 der 12.676 Studienanfänger*innen diese Chance genutzt, was einem Anteil von 9 Prozent entspricht. Auch bei den Studierenden ohne Abitur handelt es sich hauptsächlich um Personen, die ihren Hochschulzugang durch eine berufliche Qualifizierung erlangten. Eine Begabtenprüfung haben lediglich 6.977 von 69.341 Personen abgelegt. Der Anteil liegt somit bei 10,1 Prozent. Bei den Hochschulabsolvent*innen ohne schulische Hochschulzugangsberechtigung (HZB) fällt der Anteil mit 11,8 Prozent am höchsten aus. In dieser Gruppe haben 1.127 der 9.532 Personen eine Begabtenprüfung abgelegt.
Im Zeitverlauf lässt sich beobachten, dass der Anteil der Personen, die durch das Ablegen einer Begabtenprüfung eine Hochschulzugangsberechtigung erlangt haben, sowohl bei den Studienanfänger*innen als auch bei den Studierenden gestiegen ist. So lag der Anteil der Studienanfänger*innen noch vor zehn Jahren bei 6,3 Prozent und der Anteil der Studierenden bei 8,4 Prozent. Anders ist es bei den Hochschulabsolvent*innen. Hier ist der Anteil von 14,3 Prozent im Jahr 2014 auf 11,8 Prozent im Jahr 2022 gesunken.
Begabtenprüfung dominiert an Kunst- und Musikhochschulen
Zwischen den Hochschultypen zeigen sich einige Unterschiede beim Hochschulzugang. Der Anteil von Studienanfänger*innen ohne (Fach-)Abitur, die eine Begabtenprüfung abgelegt haben, liegt an Kunst- und Musikhochschulen bei 96,5 Prozent. Genau andersherum ist es an Fachhochschulen (FH) bzw. Hochschulen für angewandte Wissenschaften (HAW) und Universitäten. Hier hat die deutliche Mehrheit der Erstsemester den Hochschulzugang durch eine berufliche Qualifizierung erlangt.
Bei den Studierenden ohne schulische Hochschulzugangsberechtigung sieht die Verteilung ähnlich aus. Erneut liegt an den Universitäten mit 90,2 Prozent (17.142 Personen) und 95,6 Prozent an FH/HAW (45.050) der Anteil der Studierenden mit beruflicher Qualifizierung deutlich höher als der von Studierenden ohne (Fach-)Abitur mit Begabtenprüfung. So haben an FH/HAW 2.089 und an Universitäten 1.871 Personen eine Begabtenprüfung abgelegt. An den Kunst- und Musikhochschulen dreht sich das Bild: Hier liegt das Gros bei Personen, die ihren Hochschulzugang durch eine Begabtenprüfung erlangten, und zwar mit einem Anteil von 94,6 Prozent. Dies entspricht 3.017 Personen. Im Vergleich dazu haben 172 Personen den Weg an die Hochschule durch eine berufliche Qualifizierung erhalten. Auch bei den Hochschulabsolvent*innen zeigt sich an Kunst- und Musikhochschulen sowie FH/HAW eine ähnliche Verteilung wie bei den Studierenden. So haben 93,5 Prozent an Kunst- und Musikhochschulen eine Begabtenprüfung abgelegt, während es an Universitäten nur 9,6 Prozent und an FH/HAW nur 4,9 Prozent sind.
Unterschiede nach Trägerschaft der Hochschule
An kirchlichen Hochschulen ist der Anteil der beruflich Qualifizierten Studienanfänger*innen ohne Abitur mit 98,2 Prozent am höchsten, gefolgt von den privaten Hochschulen mit einem Anteil von 92,7 Prozent und den staatlichen Hochschulen mit einem Anteil von 89,5 Prozent. Dazu muss jedoch erwähnt werden, dass die Hochschulen in kirchlicher Trägerschaft insgesamt nur 271 Erstsemester ohne (Fach-)Abitur aufweisen, darunter 266 beruflich Qualifizierte. An privaten Hochschulen gibt es hingegen 5.254 Studienanfänger*innen ohne schulische HZB, wovon 382 eine Begabtenprüfung abgelegt haben. Das entspricht einem Anteil von 7,3 Prozent. Die größte Gruppe von Erstsemestern ohne Abitur ist mit 7.151 Personen an staatlichen Hochschulen zu finden. Davon haben 751 Studierende den Weg zur Hochschule durch die Begabtenprüfung gefunden, was knapp über zehn Prozent entspricht.