Der Online-Studienführer für alle beruflich Qualifizierten

Zwei Drittel der Studienanfänger*innen sind an einer anwendungsorientierten Hochschule

Der Anteil der Studienanfänger*innen ohne (Fach-)Abitur an Universitäten lag im Jahr 2011 bei mehr als 50 Prozent. Zehn Jahre später ist die Quote auf 22 Prozent gesunken. Im gleichen Zeitraum ist bei den Fachhochschulen (FH)/Hochschulen für angewandte Wissenschaften (HAW) ein deutliches Wachstum zu beobachten. Im Jahr 2021 liegt der Anteil bei 74,9 Prozent. Auch die Kunst- und Musikhochschulen verzeichnen eine zunehmende Nachfrage, wenn auch auf sehr niedrigem Niveau.

In absoluten Zahlen ausgedrückt nahmen die Universitäten im Jahr 2011 noch 279 beruflich Qualifizierte mehr auf als die FH/HAW. Nachdem sich dieses Verhältnis 2012 umkehrte, nehmen die FH/HAW im Berichtsjahr 2021 bereits 8.510 Studienanfänger*innen ohne Abitur mehr auf als die Universitäten. Auch die Kunst- und Musikhochschulen können auf einen positiven Trend blicken, denn ihre Zahl an Erstsemestern hat sich seit 2011 vervierfacht. Es muss jedoch berücksichtigt werden, dass die sprunghafte Entwicklung an den künstlerischen Hochschulen zwischen 2015 und 2017 mit großer Wahrscheinlichkeit auf die Auswirkungen der geänderten Systematik in der Hochschulstatistik des Statistischen Bundesamtes zurückzuführen ist (Näheres dazu unter Informationen zu den verwendeten Daten).

Die Werte der Studierenden zeigen gegenüber der Erstsemesterquoten einige Abweichungen. Im Berichtsjahr 2021 gibt es insgesamt 70.338 Studierende ohne Abitur, wovon rund 65,4 Prozent an einer FH/HAW, 29,9 Prozent an einer Universität und 4,7 Prozent an einer Kunst- und Musikhochschule eingeschrieben sind.

Von den FH/HAW wurden mit 6.311 Absolvent*innen ohne Abitur mehr als doppelt so viele Personen erfolgreich in den Arbeitsmarkt entlassen als von den Universitäten mit 2.667 Graduierten ohne schulische HZB. Das bedeutet, dass 65,8 Prozent aller beruflich qualifizierten Hochschulabsolvent*innen von einer FH/HAW und 27,8 Prozent von einer Universität kommen. Die Kunst- und Musikhochschulen können im aktuellen Berichtsjahr auf 620 Hochschulabsolvent*innen blicken, was einem Anteil von 6,5 Prozent entspricht.

Nachfrage an privaten Hochschulen im Aufwind

Im Jahr 2011 lag der Anteil der Studienanfänger*innen ohne schulische Hochschulzugangsberechtigung an privaten Hochschulen bei 17,6 Prozent. Im Jahr 2021 fällt der Anteil mehr als doppelt so hoch aus und liegt bei 48,1 Prozent. Im gleichen Zeitraum ist bei den staatlichen Hochschulen eine deutliche Schrumpfung zu beobachten. Im Jahr 2021 liegt der Anteil bei 49,1 Prozent und damit nur noch knapp über dem Anteil der privaten Hochschulen. Die Anteile der kirchlichen Hochschulen steigen seit Jahren kontinuierlich an, allerdings auf einem sehr niedrigen Niveau.

Die absoluten Zahlen verdeutlichen die beschriebene Entwicklung. Im Berichtsjahr 2021 nehmen die staatlichen Hochschulen 7.913 Studienanfänger*innen ohne Abitur auf. Das ist der niedrigste Wert der letzten zehn Jahre. Ein Aufwärtstrend ist dagegen an privaten Hochschulen zu beobachten. Dort steigt die Zahl der beruflich qualifizierten Erstsemester auf insgesamt 7.741. Die Anzahl hat sich im Vergleich zum Jahr 2011 fast vervierfacht. Die kirchlichen Hochschulen nehmen 453 Studienanfänger*innen ohne schulische HZB auf. Auch hier sind kontinuierlich wachsende Zahlen zu beobachten.

Die Anzahl der Studierenden ist ebenfalls sehr unterschiedlich je nach Trägerschaft der Hochschulen. An den staatlichen Hochschulen sind aktuell 40.163 beruflich Qualifizierte eingeschrieben, was einem Anteil von 57,1 Prozent entspricht. An den privaten Hochschulen sind es mit 28.438 Personen etwas mehr als die Hälfte. Der Anteil liegt hier bei 40,4 Prozent. Den geringsten Wert weisen die kirchlichen Hochschulen mit 1.736 Personen auf.

Von insgesamt 9.598 Hochschulabsolvent*innen verlassen im aktuellen Berichtszeitraum 6.083 Personen eine staatliche, 3.137 eine private und 378 eine kirchliche Hochschule. Die Anteile liegen demnach an den staatlichen Hochschulen bei 63,4 Prozent, an den privaten Hochschule bei 32,7 Prozent und an kirchlichen Hochschulen bei 3,9 Prozent.

Deutliche Unterschiede zwischen den Bundesländern

Bezogen auf die Nachfragen der unterschiedlichen Hochschultypen und Trägerschaften je Bundesland zeigen sich einige Differenzen. Mit Hilfe der nachfolgenden interaktiven Grafiken können hierzu eigene Analysen durchgeführt werden. Die Auswahlfunktionen in der rechten Spalte ermöglichen es, die Angaben pro Bundesland nach Hochschultyp, Trägerschaft sowie nach den jeweiligen Anteilen der Studienanfänger*innen, Studierenden und Hochschulabsolvent*innen zu filtern. Berücksichtigt wurden Daten von insgesamt 468 Institutionen (davon 121 Universitäten und gleichgestellte Hochschulen, 299 FH/HAW und 54 Kunst- und Musikhochschulen). Sofern eine Hochschule mehrere Standorte hat, werden die Daten für alle Standorte separat ausgewiesen. Insgesamt werden nahezu alle deutschen Hochschulen erfasst.

Die Daten aus der obigen interaktiven Grafik zeigen hinsichtlich des Hochschultyps, dass im Universitätssektor die Länder Nordrhein-Westfalen (2,8 %), Rheinland-Pfalz (2,4 %) und Niedersachsen (1,4 %) die höchsten Anteile beruflich qualifizierter Studienanfänger*innen aufweisen. Bei den Studierendenquoten führen Rheinland-Pfalz (2,3 %), Berlin (1,8 %) sowie Nordrhein-Westfalen und Hamburg (jeweils 1,8 %). Beim Anteil der der Hochschulabsolvent*innen, die ohne allgemeine Hochschul- oder Fachhochschulreife ins Studium gelangt sind, belegen wiederum Berlin (2,3 %) und Hamburg (2 %) sowie Rheinland-Pfalz (1,8 %) die ersten Plätze.

Im Sektor der FH/HAW fallen die Anteile in allen Bundesländern erwartungsgemäß höher aus. In der Kategorie der Studienanfänger*innen ohne (Fach-)Abitur liegt Thüringen mit einem Anteil von 16,2 Prozent weit vorne. Danach folgen Bremen (9,1 %) und Hamburg (7,8 %). Bei den beruflich qualifizierten Studierenden erreicht Thüringen einen Anteil von 11,6 Prozent, Bremen sieben Prozent und Hamburg 6,6 Prozent. Mit diesen Spitzenwerten liegt das Trio weit vor den anderen Bundesländern. Die Quoten der FH/HAW in der Kategorie Hochschulabsolvent*innen sind in Bayern und Thüringen mit 5,6 Prozent am größten, gefolgt von Hamburg (5,1 %) und Rheinland-Pfalz (5 %).

In Bayern liegt der Anteil der Erstsemester ohne (Fach-)Abitur an Kunst- und Musikhochschulen bei 26,5 Prozent. Damit nimmt Bayern in dieser Kategorie mit Abstand die Spitzenposition ein. Mit 19,5 Prozent folgt Sachsen-Anhalt, dahinter liegt Nordrhein-Westfalen mit einem Anteil von 14,7 Prozent. Bei den Studierenden ohne schulische HZB führen erneut die künstlerischen Hochschulen aus Bayern (20,3 %), gefolgt von Nordrhein-Westfalen (11,1 %) sowie Schleswig-Holstein und Sachsen (jeweils 9,3 %). Die Spitzenreiter der Kategorie Hochschulabsolvent*innen ohne (Fach-)Abitur sind Bayern mit 14 Prozent, Sachsen mit 11,5 Prozent und Nordrhein-Westfalen mit 10,5 Prozent.

Bei der Betrachtung nach Trägerschaft pro Bundesland wird mit Hilfe der interaktiven Grafik erkennbar, dass die staatlichen Hochschulen in Rheinland-Pfalz (4,2 %) anteilig die meisten Studienanfänger*innen ohne Abitur in Deutschland aufnehmen, gefolgt von Mecklenburg-Vorpommern (3,5 %) und Thüringen (2,7 %). Die höchsten Studierendenquoten weisen Rheinland-Pfalz (3,1 %), Mecklenburg-Vorpommern (2,2 %) sowie Hamburg (1,8 %) auf. Zudem haben die staatlichen Hochschulen in Rheinland-Pfalz anteilig die meisten Absolvent*innen ohne schulische HZB (3 %). Danach folgen Hamburg (2,3 %) und Mecklenburg-Vorpommern (2,1 %).

Die höchste Studienanfänger*innenquote an privaten Hochschulen verzeichnet in diesem Jahr Bremen mit 20,7 Prozent. Es folgen Thüringen (17,6 %) und Hessen (12,3 %). Bei den Studierendenquoten an Privathochschulen führt ebenfalls Bremen (16,9 %), gefolgt von Thüringen (13,3 %) und Hessen (9,9 %). Auch bei den Hochschulabsolvent*innen ohne Abitur entlassen die privaten Hochschulen in Thüringen (12,5 %), Bremen (11,5 %) und Hessen (10,2 %) die meisten Personen.

Bei den kirchlichen Hochschulen weist Sachsen mit 19,2 Prozent die höchsten Anteile an Studienanfänger*innen ohne schulische HZB auf. Berlin kommt auf 17,4 Prozent und Nordrhein-Westfalen auf 12,7 Prozent. Bei den Studierendenquoten sind die kirchlichen Hochschulen in Sachsen auf dem ersten Rang (8,7 %). Es folgen Nordrhein-Westfalen mit 8,5 Prozent und Hamburg mit 8,4 Prozent. Die höchsten Anteile bei den Hochschulabsolvent*innen hat Hamburg mit 18,9 Prozent. Mit großem Abstand folgen Sachsen-Anhalt und Rheinland-Pfalz mit jeweils 8,1 Prozent.

Anteil der verschiedene Personengruppe fällt je Hochschultyp und Trägerschaft unterschiedlich aus

Wie groß die Anteile der Studienanfänger*innen, Studierenden und Absolventinnen ohne schulische HZB im Verhältnis zu allen Personen in der jeweiligen Gruppe sind, zeigt folgende Tabelle:

Beim Anteil der Erstsemester ohne Abitur an allen Studienanfänger*innen im Jahr 2021 liegen die Kunst- und Musikhochschulen mit einem Anteil von 10,8 Prozent vorne. An den FH/HAW fällt der Anteil mit 5,5 Prozent deutlich niedriger aus. Das Schlusslicht bilden die Universitäten mit einem Erstsemester-Anteil von 1,4 Prozent. Daneben erreicht der Gesamtanteil der Studienanfänger*innen ohne schulische HZB an staatlichen Hochschulen einen Wert von 1,9 Prozent, während die Anteile an den privaten (11,4 %) und kirchlichen (7,9 %) Hochschulen deutlich höher ausfallen.

Ein ähnliches Bild zeigt sich mit Blick auf die Studierenden. Der Anteil von Studierenden ohne Abitur an allen Studierenden fällt an den Universitäten mit 1,2 Prozent am geringsten aus, gefolgt von den FH/HAW mit einem Anteil von vier Prozent. An Kunst- und Musikhochschulen ist der Anteil, wie auch schon bei den Studienanfänger*innen, mit 8,6 Prozent am höchsten. Hinsichtlich der Hochschulträgerschaft fallen die Anteile der Studierenden ohne schulische HZB an allen Studierenden an den privaten Hochschulen mit 8,3 Prozent am höchsten aus, gefolgt von den kirchlichen Hochschulen (5,5 %). Erneut fallen die Anteile an staatlichen Hochschulen mit 1,6 Prozent am geringsten aus.

Bei Betrachtung der Anteile der Hochschulabsolvent*innen ohne schulische HZB an allen Hochschulabsolvent*innen liegen hier die FH/HAW mit einem Anteil von drei Prozent vor den Universitäten mit marginalen 0,9 Prozent. Am höchsten fällt die entsprechende Quote mit 7,8 Prozent an Kunst- und Musikhochschulen aus. Erneut zeigt sich ebenfalls, dass der Anteil an allen Hochschulabsolvent*innen an staatlichen Hochschulen mit 1,3 Prozent am niedrigsten ausfällt, während dieser Anteil an privaten (6,1 %) und kirchlichen (5,6 %) Hochschulen rund viermal so hoch ausfällt.

Entwicklungen im Zeitverlauf von 2011 bis 2021

An Universitäten ist der Anteil der Studienanfänger*innen ohne schulische HZB an allen Studienanfängern von 1,9 Prozent auf 1,5 Prozent gesunken. Ein anderes Bild zeigt sich an FH/HAW. Hier hat sich der Anteil von 2,9 Prozent auf mittlerweile 5,5 Prozent erhöht. Einen noch deutlicheren Anstieg zeigt sich bei den Kunst- und Musikhochschulen, was allerdings auf die geänderte Systematik der Hochschulstatistik des Statistischen Bundesamtes bezüglich der künstlerischen Hochschulen zurückzuführen ist (Näheres dazu unter Informationen zu den verwendeten Daten).

Bei der Entwicklung der Studienanfänger*innen ohne Abitur hinsichtlich unterschiedlicher Hochschulträgerschaften ergeben sich deutliche Trends: Während der Anteil der Studienanfänger*innen ohne schulische HZB an den staatlichen Hochschulen seit Jahren konstant bei etwa zwei Prozent liegt, ist an Hochschulen in privater sowie kirchlicher Trägerschaft ein deutlicher Aufwärtstrend zu beobachten. So ist der Anteil der kirchlichen und privaten Hochschulen seit 2011 um mehr als drei Prozent gestiegen.