Hochschulspezifische Daten zum Studium ohne Abitur
Ohne das Engagement der Hochschulen beim Studieren ohne Abitur können die besten rechtlichen Rahmenbedingungen nichts bewirken, da die Umsetzung vor Ort in den Institutionen erfolgt. Daher fällt die Anzahl der Studienanfänger*innen ohne schulische Hochschulzugangsberechtigung (HZB) von Hochschule zu Hochschule unterschiedlich aus. Dies lässt sich u.a. auf die spezifischen rechtlichen Rahmenbedingungen in den Bundesländern sowie die Attraktivität der einzelnen Hochschulen durch spezielle Studien- und Beratungsangebote, beispielsweise in Form von flexibel gestalteten Studiengängen sowie Unterstützungsangeboten für Studieneinsteiger*innen wie Vorbereitungs- und Brückenkurse, zurückführen.
Die nachfolgende interaktive Grafik bietet die Möglichkeit, hochschulspezifische Informationen bezogen auf die jüngsten verfügbaren Daten aus dem Jahr 2021 abzufragen. Hier sind nahezu alle Universitäten, Fachhochschulen (FH)/Hochschulen für angewandte Wissenschaften (HAW) sowie künstlerische Hochschulen im Bundesgebiet erfasst. Mit Hilfe der Auswahlfunktionen in der rechten Spalte können gezielt Daten nach Bundesland, Hochschultyp und Hochschulträgerschaft angezeigt werden. Die bundesweite Platzierung in der interaktiven Grafik hängt davon ab, wie hoch der prozentuale Anteil von Studienanfänger*innen ohne (Fach-)Abitur der jeweiligen Hochschule gemessen an allen beruflich qualifizierten Studienanfänger*innen in Deutschland im Berichtsjahr 2021 ist. Die bundeslandspezifische Platzierung ergibt sich entsprechend aus dem prozentualen Anteil einer Hochschule an allen Studienanfänger*innen ohne Abitur im jeweiligen Bundesland.
Die IU Internationale Hochschule in Erfurt ist die am stärksten nachgefragte Hochschule im Bundesgebiet
Die in ganz Deutschland von beruflich Qualifizierten am stärksten nachgefragte Hochschule ist die IU Internationale Hochschule (Standort Erfurt) mit einem Anteil von 22,9 Prozent. Im Jahr 2021 haben insgesamt 3.690 Personen ein Studium an der IU Internationale Hochschule aufgenommen. Betrachtet man nur den Anteil der Studienanfänger*innen ohne (Fach-)Abitur an allen Erstsemestern der IU Internationale Hochschule selbst, so werden rund 18 Prozent erreicht. An zweiter Stelle steht die FernUniversität in Hagen. Trotz ihres in den letzten Jahren stetig sinkenden Anteils entfallen im Berichtsjahr 2021 immerhin noch 8,3 Prozent aller beruflich qualifizierten Erstsemester in Deutschland auf die FernUniversität in Nordrhein-Westfalen. Dies entspricht 1.325 Personen. Der Anteil der Studienanfänger*innen ohne schulische HZB an allen Erstsemestern der FernUniversität liegt im Studienjahr 2021 bei 30,4 Prozent. An dritter Stelle folgt die DIPLOMA Hochschule mit Hauptsitz in Hessen. Sie nimmt bundesweit 3,2 Prozent der Studienanfänger*innen ohne (Fach-)Abitur auf, das sind 511 Personen. 37,9 Prozent der Erstsemester innerhalb der DIPLOMA Hochschule besitzen keine schulische HZB. Mit einem Anteil von 2,5 Prozent und 408 Studienanfänger*innen folgt die Europäische Fernhochschule Hamburg. Den vierten Platz erreicht die FOM Hochschule für Ökonomie & Management in Essen (1,9 %), dicht gefolgt von der FOM mit Standorten in Augsburg, München und Nürnberg (1,7 %). Rechnet man alle FOM-Standorte im Bundesgebiet zusammen, beträgt die Anzahl der Studienanfänger*innen ohne allgemeine und Fachhochschulreife insgesamt 912. Das entspricht einem bundesweiten Anteil von 5,7 Prozent. Seit 2017 weist das Statistische Bundesamt die Standorte der FOM Hochschule in Deutschland nicht mehr gebündelt am Hauptstandort in Essen, sondern separat aus. Dieses Vorgehen sorgt für ein differenziertes Bild der Nachfrage in den einzelnen Bundesländern. Allerdings führt es auch zu Verzerrungen, weil die IU Internationale Hochschule alle Studierenden in Fernstudiengängen dem Hauptstandort zuzählt. Platz sieben nimmt die Hochschule Koblenz mit einem bundesweiten Anteil in Höhe von 1,5 Prozent ein – insgesamt 239 Personen. Der Anteil der Erstsemester ohne (Fach-)Abitur bezogen auf alle Studienanfänger*innen dieser Hochschule beträgt 14,9 Prozent. Auch die APOLLON Hochschule für Gesundheitswissenschaft kommt auf einen Anteil von 1,5 Prozent und 235 Studienanfänger*innen ohne schulische HZB.
Distance-Learning nach wie vor hoch im Kurs
Bemerkenswert ist, dass sich vergleichsweise viele Fern-Hochschulen bzw. Hochschulen mit einem ausgeprägten Distance-Learning- bzw. E-Learning-Angebot unter den Hochschulen mit hohen Studienanfänger*innenzahlen befinden. Diese ermöglichen ein Studium ohne Ortswechsel und zu flexiblen Zeiten, was für beruflich Qualifizierte offenbar attraktiv ist. Diese Studienformen bieten gute Voraussetzungen, um beispielsweise neben dem Studium einer Erwerbstätigkeit nachzugehen oder sich um die Familie zu kümmern. Wie die obige interaktive Grafik deutlich macht, studiert der überwiegende Teil der beruflich qualifizierten Studierenden an einer Fachhochschule/Hochschule für angewandte Wissenschaften. Diese sind deutlich praxisnäher als Universitäten. Generell sollten sich Nicht-Abiturient*innen vor der Bewerbung um einen Studienplatz über die zur Verfügung stehenden Unterstützungsangebote in der Hochschule ihrer Wahl informieren. Dazu zählen u. a. die Studienberatung, das Angebot von Vorbereitungs- und Einführungskursen zum Ausgleich bestimmter Wissenslücken oder von Tutorien, in denen ältere Semester den Einsteiger*innen fachlich zur Seite stehen. Im Falle eines Falles ist es gut zu wissen, wohin man sich wenden kann, wenn es mal nicht so rund läuft im Studium.