Zwei Drittel der Studienanfänger*innen sind an einer anwendungsorientierten Hochschule
Der Anteil der Studienanfänger*innen ohne (Fach-)Abitur an Universitäten lag im Jahr 2011 bei 50,6 Prozent. Zwölf Jahre später ist die Quote auf 24,4 Prozent gesunken. Im gleichen Zeitraum ist bei den Fachhochschulen (FH)/Hochschulen für angewandte Wissenschaften (HAW) ein deutliches Wachstum zu beobachten. Im Jahr 2023 liegt der Anteil bei 71,3 Prozent. Auch die Kunst- und Musikhochschulen verzeichnen eine zunehmende Nachfrage, wenn auch auf sehr niedrigem Niveau.
In absoluten Zahlen ausgedrückt nahmen die FH/HAW im Jahr 2011 nur 789 beruflich Qualifizierte mehr auf als die Universitäten. Im Berichtsjahr 2023 sind es hingegen 5.975 Studienanfänger*innen ohne (Fach-)Abitur mehr als an Universitäten. Auch die Kunst- und Musikhochschulen können auf einen positiven Trend blicken, denn ihre Zahl an Erstsemestern hat sich seit 2011 mehr als vervierfacht. Es muss jedoch berücksichtigt werden, dass die sprunghafte Entwicklung an den künstlerischen Hochschulen zwischen 2014 und 2016 mit großer Wahrscheinlichkeit auf die Auswirkungen der geänderten Systematik in der Hochschulstatistik des Statistischen Bundesamtes zurückzuführen ist (Näheres dazu unter Informationen zu den verwendeten Daten).
Die Werte der Studierenden zeigen gegenüber den Erstsemesterquoten einige Abweichungen. Im Berichtsjahr 2023 gibt es insgesamt 68.969 Studierende ohne (Fach-)Abitur, wovon 70,4 Prozent an einer FH/HAW, 23,7 Prozent an einer Universität und 5,9 Prozent an einer Kunst- und Musikhochschule eingeschrieben sind.
Von den FH/HAW wurden mit 6.639 Hochschulabsolvent*innen ohne (Fach-)Abitur mehr als doppelt so viele Personen erfolgreich in den Arbeitsmarkt entlassen wie von den Universitäten mit 2.261 Graduierten ohne schulische Hochschulzugangsberechtigung (HZB). Das bedeutet, dass 69,5 Prozent aller beruflich qualifizierten Hochschulabsolvent*innen von einer FH/HAW und 23,7 Prozent von einer Universität kommen. Die Kunst- und Musikhochschulen können im aktuellen Berichtsjahr auf 599 Hochschulabsolvent*innen blicken, was einem Anteil von 6,3 Prozent entspricht.
Nachfrage an privaten Hochschulen im Aufwind
Im Jahr 2011 lag der Anteil der Studienanfänger*innen ohne schulische HZB an privaten Hochschulen bei 17,6 Prozent. Zwölf Jahre später fällt der Anteil fast doppelt so hoch aus und liegt bei 38,5 Prozent. Im Jahr 2021 waren es sogar 48 Prozent. Im gleichen Zeitraum ist bei den staatlichen Hochschulen ein deutlicher Rückgang zu beobachten. Im Jahr 2023 zeigt sich wieder ein anderes Bild. Der Anteil ist deutlich gestiegen und liegt bei 59 Prozent. Die Anteile der kirchlichen Hochschulen sind seit Jahren auf einem sehr niedrigen Niveau. Zuletzt zeigt sich hier ein leichter Rückgang.
Die absoluten Zahlen verdeutlichen die beschriebene Entwicklung. Im Berichtsjahr 2023 nehmen die staatlichen Hochschulen 7.508 Studienanfänger*innen ohne (Fach-)Abitur auf. An privaten Hochschulen liegt die Zahl der beruflich qualifizierten Erstsemester bei 4.893. Zwei Jahre vorher, d.h. im Jahr 2021, waren es noch 7.441 Personen. Die kirchlichen Hochschulen nehmen 322 Studienanfänger*innen ohne schulische HZB auf. Hier lässt sich eine gestiegene Zahl beobachten.
Die Anzahl der Studierenden ist ebenfalls je nach Trägerschaft der Hochschulen sehr unterschiedlich. An den staatlichen Hochschulen sind aktuell 37.844 beruflich Qualifizierte eingeschrieben, was einem Anteil von 54,9 Prozent entspricht. An den privaten Hochschulen sind es 29.575 Personen. Der Anteil liegt hier bei 42,9 Prozent. Den geringsten Wert weisen die kirchlichen Hochschulen mit 1.550 Personen auf.
Von insgesamt 9.532 Hochschulabsolvent*innen verlassen im aktuellen Berichtszeitraum 5.897 Personen eine staatliche, 3.253 eine private und 349 eine kirchliche Hochschule. Die Anteile liegen demnach an den staatlichen Hochschulen bei 62,1 Prozent, an den privaten Hochschulen bei 34,2 Prozent und an kirchlichen Hochschulen bei 3,7 Prozent.
Deutliche Unterschiede zwischen den Bundesländern
Bezogen auf die Nachfragen der unterschiedlichen Hochschultypen und Trägerschaften je Bundesland zeigen sich einige Differenzen. Mit Hilfe der nachfolgenden interaktiven Grafiken können hierzu eigene Analysen durchgeführt werden. Die Auswahlfunktionen in der rechten Spalte ermöglichen es, die Angaben pro Bundesland nach Hochschultyp, Trägerschaft sowie nach den jeweiligen Anteilen der Studienanfänger*innen, Studierenden und Hochschulabsolvent*innen zu filtern. Berücksichtigt wurden Daten von insgesamt 428 Hochschulen (davon 115 Universitäten und gleichgestellte Hochschulen, 261 FH/HAW inkl. Verwaltungshochschulen und Theologischen Hochschulen sowie 52 Kunst- und Musikhochschulen), die vom Statistischen Bundesamt im Wintersemester 2023/24 erfasst wurden. Sofern eine Hochschule mehrere Standorte hat, werden die Daten für alle Standorte separat ausgewiesen, sodass die Anzahl der Hochschulen aufgrund mehrerer Standorte bei einigen Hochschulen höher ausfällt. Auf diese Weise werden bei den Studienanfänger*innen insgesamt 488 Hochschulen, bei den Studierenden 499 Hochschulen und bei den Hochschulabsolvent*innen 479 Hochschulen berücksichtigt. Insgesamt werden nahezu alle deutschen Hochschulen erfasst.
Die Daten aus der obigen interaktiven Grafik zeigen hinsichtlich des Hochschultyps, dass im Universitätssektor die Länder Nordrhein-Westfalen (2,2 %), Rheinland-Pfalz (1,8 %) und Niedersachsen (1,3 %) die höchsten Anteile beruflich qualifizierter Studienanfänger*innen aufweisen. Bei den Studierenden führen Rheinland-Pfalz (2,1 %), Nordrhein-Westfalen (1,6 %) und Niedersachsen (1,3 %) das Feld an. Beim Anteil der Hochschulabsolvent*innen, die ohne allgemeine Hochschul- oder Fachhochschulreife ins Studium gelangt sind, an allen Hochschulabsolvent*innen im Bundesland belegen wiederum Rheinland-Pfalz (2,2 %) sowie Niedersachen und Hamburg (jeweils 1,3 %) die ersten Plätze.
Im Sektor der FH/HAW fallen die Anteile in allen Bundesländern erwartungsgemäß höher aus. In der Kategorie der Studienanfänger*innen ohne (Fach-)Abitur liegt Thüringen mit einem Anteil von 8,3 Prozent weit vorne. Danach folgen Mecklenburg-Vorpommern (7,4 %) und Hessen (6,9 %). Bei den beruflich qualifizierten Studierenden erreicht Thüringen einen Anteil von 11,0 Prozent, Bremen 7,4 Prozent und Hamburg 6,4 Prozent. Mit diesen Spitzenwerten liegt das Trio weit vor den anderen Bundesländern. Die Quoten der FH/HAW in der Kategorie Hochschulabsolvent*innen sind bei Thüringen (8,1 %) und Hamburg (5,4 %) am größten, gefolgt von Hessen (5,0 %).
In Bayern liegt der Anteil der Erstsemester ohne (Fach-)Abitur an allen Erstsemestern an Kunst- und Musikhochschulen bei 28,1 Prozent. Danach folgt Schleswig-Holstein mit einem Anteil von 27,0 Prozent. Dahinter liegt Nordrhein-Westfalen mit einem Anteil von 15,4 Prozent. Bei den Studierenden ohne schulische HZB führen erneut die künstlerischen Hochschulen aus Bayern (23,7 %), gefolgt von Schleswig-Holstein (11,9 %) und Nordrhein-Westfalen (11,1 %). Die Spitzenreiter der Kategorie Hochschulabsolvent*innen ohne (Fach-)Abitur sind Bayern mit 17,4 Prozent, Nordrhein-Westfalen mit 12,3 Prozent und Bremen mit 9,5 Prozent.
Bei der Betrachtung nach Trägerschaft pro Bundesland wird mit Hilfe der interaktiven Grafik erkennbar, dass die Anteile der Studienanfänger*innen ohne (Fach-)Abitur an allen Studienanfänger*innen an staatlichen Hochschulen in Rheinland-Pfalz (3,5 %) am höchsten sind. Danach folgen Mecklenburg-Vorpommern (3,3 %) und Berlin (2,5 %). Die höchsten Studierendenquoten weisen Rheinland-Pfalz (3,1 %), Mecklenburg-Vorpommern (2,3 %) sowie Niedersachsen, Hamburg und Thüringen (jeweils 1,7 %) auf. Zudem haben die staatlichen Hochschulen in Rheinland-Pfalz anteilig die meisten Absolvent*innen ohne schulische HZB (3,2 %). Danach folgen Mecklenburg-Vorpommern (1,9 %) und Hamburg (1,7 %).
Die höchste Studienanfänger*innenquote an privaten Hochschulen verzeichnen in diesem Jahr Sachsen-Anhalt (18,5 %) und Hessen (14,0 %). Es folgt Bremen mit 13,8 Prozent. Bei den Studierendenquoten an Privathochschulen führt ebenfalls Bremen (16,9 %), gefolgt von Sachsen-Anhalt (15,4 %) und Thüringen (12,1 %). Bei den Hochschulabsolvent*innen ohne (Fach-)Abitur an allen Hochschulschulabsolvent*innen sind die Anteile der privaten Hochschulen in Thüringen (12,1%), Niedersachsen (10,8 %) und Hessen (10,8 %) am höchsten.
Bei den kirchlichen Hochschulen weist Sachsen mit 15,3 Prozent die höchsten Anteile an Studienanfänger*innen ohne schulische HZB an allen Studienanfänger*innen auf. Berlin kommt auf 6,9 Prozent und Nordrhein-Westfalen ebenfalls auf 6,9 Prozent. Bei den Studierendenquoten sind die Anteile der kirchlichen Hochschulen in Sachsen (8,8 %) und Nordrhein-Westfalen am höchsten (7,2 %), gefolgt von Hamburg mit 5,1 Prozent. Die höchsten Anteile bei den Hochschulabsolvent*innen hat Nordrhein-Westfalen mit 9,0 Prozent. Danach folgen Hamburg (8,7 %) und Sachsen (7,2 %).
Anteil der verschiedenen Personengruppen fällt je Hochschultyp und Trägerschaft unterschiedlich aus
Wie groß die Anteile der Studienanfänger*innen, Studierenden und Absolvent*innen ohne schulische HZB im Verhältnis zu allen Personen in der jeweiligen Gruppe sind, zeigt folgende Tabelle:
Beim Anteil der Erstsemester ohne (Fach-)Abitur an allen Studienanfänger*innen im Jahr 2023 liegen die Kunst- und Musikhochschulen mit einem Anteil von 11 Prozent vorne. An den FH/HAW fällt der Anteil mit 4,2 Prozent deutlich niedriger aus. Das Schlusslicht bilden die Universitäten mit einem Erstsemester-Anteil von 1,2 Prozent. Daneben erreicht der Gesamtanteil der Studienanfänger*innen ohne schulische HZB an staatlichen Hochschulen einen Wert von 1,8 Prozent, während die Anteile an den privaten (7,5 %) und kirchlichen (5,7 %) Hochschulen höher ausfallen.
Ein ähnliches Bild zeigt sich mit Blick auf die Studierenden. Der Anteil von Studierenden ohne (Fach-)Abitur an allen Studierenden fällt an den Universitäten mit 1,1 Prozent am geringsten aus, gefolgt von den FH/HAW mit einem Anteil von 4,1 Prozent. An Kunst- und Musikhochschulen ist der Anteil, wie auch schon bei den Studienanfänger*innen, mit 8,9 Prozent am höchsten. Hinsichtlich der Hochschulträgerschaft fallen die Anteile der Studierenden ohne schulische HZB an allen Studierenden an den privaten Hochschulen mit 7,9 Prozent am höchsten aus, gefolgt von den kirchlichen Hochschulen (5,0 %). Erneut fallen die Anteile an staatlichen Hochschulen mit 1,5 Prozent am geringsten aus.
Bei Betrachtung der Anteile der Hochschulabsolvent*innen ohne schulische HZB an allen Hochschulabsolvent*innen liegen hier die FH/HAW mit einem Anteil von 3,2 Prozent vor den Universitäten mit marginalen 0,8 Prozent. Am höchsten ist die entsprechende Quote mit 8,6 Prozent an Kunst- und Musikhochschulen. Erneut zeigt sich ebenfalls, dass der Anteil an allen Hochschulabsolvent*innen an staatlichen Hochschulen mit 1,3 Prozent am niedrigsten ausfällt, während dieser Anteil an privaten (5,8 %) und kirchlichen (5,5 %) Hochschulen rund viermal so hoch ausfällt.